Vorform

Bevor es mit der Produktion des Porzellans überhaupt losgeht, müssen eine Reihe von Formen angefertigt werden. Es beginnt damit, dass ein Modelleinrichter ein Modell für die Anfertigung der sogenannten Vorform erstellt.

Auf Grundlage dieses Modells wird die Vorform erstellt. Die Vorform ist ein Gipsabdruck als Negativform. Bei der Erstellung dieser Vorform geht der Modelleinrichter mit großer Sorgfalt und Präzision vor, denn auch der kleinste Fehler würde später die Schönheit, Anmutung oder Funktion des Porzellanartikels beeinträchtigen. Bei der Anfertigung der Vorform entscheiden sich wesentliche Produktmerkmale, und hier lassen sich viele später im Porzellan auftretende Fehler vermeiden. Glasurnähte, Kanten, Drainagen und viele andere Details können, sollten und müssen bei der Anfertigung bereits festgelegt werden.

Bereits bei der Erstellung der Vorform sollte der Modelleinrichter auch die Details des zukünftigen Produktionsablaufs berücksichtigen. Das betrifft vor allem

  • die Einlasspunkte für den Schlicker bei Gießformen,
  • die Form des Stempels (Drehstempel) 
  • den Aufbau von Mehrteilformen bei Drehformen
  • Öffnungskanten von Mehrteilformen
  • und viele weitere produktionsspezifische Details.

 

Nach Möglichkeit sollte die Vorform exakt auf den späteren Produktionsablauf zugeschnitten sein. Bereits in dieser Vorstufe der Produktentwicklung zeigt sich eine der besonderen Herstellungskompetenzen von Holst Porzellan, denn meist überlassen wir die Planung einer Vorform nicht dem Modelleinrichter allein.

Bei der Planung der Vorform - insbesondere von Hotelporzellan und Gastronomiegeschirr mit wesentlichen Funktionsmerkmalen - wird auch das Fachwissen der Anwender benötigt, über das der Modelleinrichter i.d.R. nicht verfügt. Dazu ein Beispiel: Hat am Ende die Kaffeekanne, der Gießer oder der Krug am inneren Henkelansatz eine tiefe, innenliegende Öffnung, lässt sich dies bei der Planung der Vorform bereits vermeiden. Das Fachwissen, wie sich Hotelporzellan im gastronomischen Einsatz am Ende bewähren muss, kann dem Modelleinrichter nicht zugemutet werden. Dieser Mangel an Kommunikation zwischen Herstellung und Anwendung ist der Grund, warum es auf dem Markt so viele Artikel gibt, die für den professionellen Einsatz nicht bzw. nicht sonderlich gut geeignet sind.

In der hochtechnisierten Porzellanherstellung ist es aufgrund modernster Technik nicht mehr notwendig, die sogenannten "Nullmusterauf Grundlage einer Vorform herzustellen. Trotzdem erstellen viele Porzellanfabriken eine Vorform immer noch auf konventionelle Weise, um eine körperliche Prüfung des Nullmusters zu gewährleisten. Aus rein technischer Sicht lassen sich Nullmuster inzwischen auch ohne Vorform über einen 3-D-Druck erstellen.

Aus der Vorform werden dann die Nullmuster aus Porzellan hergestellt. Werden diese Nullmuster vom Kunden - bzw. vom eigentlichen Produktentwickler - abgesegnet, wird die Vorform nicht mehr gebraucht und kann vernichtet werden.

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