Modellieren

Das Modellieren in der Porzellanherstellung


 

In der Wortbedeutung steht das Verb "modellieren" für das Erschaffen einer Form aus einem bestimmten Material. Das "Modell" als Substantiv beschreibt ein Unikat oder eine Vorlage für die Herstellung weiterer Kopien. Der Duden beschreibt "modellieren" als schwaches Verb für das plastische Formen, Gestalten und Bearbeiten von Werkstoffen. Von allem ein bisschen trifft auf die Bezeichnung eines Porzellanmodelleurs zu. Auch die einschlägige Fachliteratur gibt zur Definition des Porzellan-Modelleurs nur sehr wenig her. Selbst Friedl erwähnt den Modelleur in seinen beiden Werken nur vier Mal und das leider nur jeweils in einem Wort. Deshalb erlauben wir uns, hier zwei eigene Definitionen für den Porzellan-Modelleur zu definieren.

 


 

Der Modelleur als Handwerker & Künstler

 

Seitdem die Menschen Feuer machen können, sind sie gleichmaßen mit der Bevorratung von Wasser und Nahrungsmitteln beschäftigt. Historische Funde aus der Zeit 4.000 vor Christi zeigen Töpferwaren aus Bandkeramik. Funde der Nationalmuseen von Foshan (China) und Hanoi (Vietnam) zeigen Gefäße zur Aufbewahrung aus hochgebrannter Keramik aus einer Zeit zwsichen 2.600 bis 3.000 Jahre vor Christi. Bis heute überlebte diese Töpferkunst, mit der man per Hand oder auf einer Rotationsscheibe keramische Gegenstände herstellt. Vielerorts ist es auch ein beliebtes Hobby.

Diese Art der Verarbeitung eines keramischen Werkstoffes - u.a. auch von Porzellan - nennt man Modellieren. So entsteht alleine durch die handwerkliche Arbeit tatsächlich ein Modell im wahrsten Sinne des Wortes als Unikat.

 


 

Der Modelleur als Formenbauer & Techniker

 

In der heutigen Zeit ist der Begriff eines "Porzellanmodelleurs" dem Urvater einer Mutterform zugedacht. Googelt man den Begriff des Porzellanmodelleurs, stößt man auf eine nahezu unendlich lange Liste von Namen und Manufakturen: 

  • Johann Kändler (1706-1775)
  • Franz Konrad Link (1730-1793)
  • Johann Peters Melchior (1747-1807)
  • Franz Kotta (1760 - 1821)
  • u.v.a.

 

Interessanterweise tragen fast alle historischen Porzellan-Modelleure den Zusatz "Bildhauer" oder "Künstler". Das dokumentiert offensichtlich, dass die Stücke, die diese Modelleure selbst entworfen haben, auch von ihnen selbst hergestellt wurden. In der modernen Porzellanindustrie werden die einstigen Entwickler - also die Modelleure - durch z.T. bekannte Designer ersetzt, wie z.B.

  • Heinz H. Engler (Bauscher)
  • Helmut Drexler (Rosenthal)
  • Wilhelm Wagenfeld (Fürstenberg / Rosenthal)
  • Marguerite Friedlaender (KPM)
  • Björn Wiinblad (Rosenthal)
  • Pablo Picasso (Lengsfeld Rhön)
  • Anna Golin (Eschenbach)
  • Luigi Colani (Friesland)
  • u.v.a.

 

Diese Porzellandesigner "entwerfen" das jeweilige Teil oder Geschirr und übergeben dann den Formenbau und die technische Umsetzung zur Produktion dem "Modelleur", der für den Bau der Mutterform (Urform) verantwortlich ist.

Der heutige Porzellan-Modelleur ist also ein Techniker, der das Design eines Artikels in eine Produktionsform umwandelt.

 


 

 

Durch einen Wertewandel hat die Marken-Wertschöpfung in den vergangenen 30 Jahren stark nachgelassen. Eigenmarken wie z.B. Esprit, H&M, Hermes u.a. können auf die Verwendung von Designernamen komplett verzichten. Im Segment des Hotelporzellans und des Gastronomiegeschirrs zahlt kaum ein Gastgeber mehr für einen Teller, weil er von einem Designer gestaltet wurde. Fremddesigner kosten Unmengen an Geld!

Ungenannt sind die vielen Porzellanmodelleure, die ein Design oder eine Formgebung nach allgemeinen Vorgaben und Beschreibungen selbst umsetzen. Die wahren Helden der modernen Porzellanbranche sind diejenigen, die die Kunst beherrschen, eine in Worte gefasste Idee in einen festen Gegenstand zu wandeln. 

Deshalb hier ein ausdrücklicher Dank an unsere Partner, Modelleure und Modelleinrichter.

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