Modelleinrichter

 

Einer der wichtigsten Berufe in der Porzellanindustrie ist der Modelleinrichter. Er/sie ist verantwortlich für die Anfertigung der Mutterform eines Porzellanartikels. Die Modelleinrichtung entscheidet letztlich über alle Details, die in einem Porzellanartikel enthalten sind. Entsteht bei der Modelleinrichtung ein Fehler, wird sich dieser in allen Artikeln, die jemals von dieser Mutterform produziert werden, entsprechend wiederspiegeln. Obwohl die Arbeiten des Modelleinrichters vielfach von Modelleuren vorgenommen wird, ist der Modelleur nicht mit dem Modellmacher zu verwechseln.

Die Modelleinrichtung erfordert eine versierte Fachkraft. Um 1823 wurde der Modelleinrichter in Deutschland zum Ausbildungsberuf erklärt und an vielen Porzellanfachschulen in Deutschland ausgebildet. Inzwischen spricht man vom Modelleinrichter als "ehemaligem Ausbildungsberuf", denn es fehlt an entsprechenden Ausbildungsstätten und Prüfungsorganen. Die Spezialausbildung zum Modelleinrichter wurde in das Beruftsbild des/der Industriekeramiker/in der Fachbereiche Modelltechnik und Verfahrenstechnik integriert.

Kerammodelleinrichter/innen fertigen Formen aus Gips oder Kunststoffen für die Herstellung von Porzellan und Gegenständen aus Steingut. Sie verarbeiten überwiegend Gips, mischen ihn mit Wasser und verändern die Gebrauchseigenschaften durch Zugabe von Bindemitteln. Zur Vorbereitung ihrer Arbeit stellen Kerammodelleinrichter/innen die notwendigen Unterlagen bereit, zum Beispiel Arbeitsanweisungen, Modellzeichnungen sowie die entsprechenden Werkzeuge und Materialien. Einfache Modellzeichnungen fertigen Kerammodelleinrichter/innen selbst an. In Abhängigkeit von Form und Herstellungsverfahren (Dreh-, Guss-, Press- oder Druckgussverfahren) des späteren Artikels stellen sie mittels Modellzeichnungen einfache Urmodelle aus Gips, Ton, Plastilin und Ähnlichem durch Drehen, Ziehen und Schneiden her.

Ebenfalls können sie je nach Vorgaben einfache Urmodelle vergrößern bzw. verkleinern sowie Proportionen und Schwindungen exakt berechnen, um dem Artikel seine endgültigen Dimensionen zuzuordnen. Schwierigere Modellzeichnungen und die dazugehörigen Urmodelle werden meist von anderen Fachkräften - beispielsweise Kerammodelleuren/Kerammodelleurinnen - erstellt und unter der Anwendung gleicher Verfahren angefertigt. Ab diesem Zeitpunkt kommt die wichtigste Arbeit eines Kerammodelleinrichters/einer Kerammodelleinrichterin. Durch das Abgießen der Urmodelle fertigen sie - unabhängig von ihrem Schwierigkeitsgrad - Mutterformen als Spreng-, Kasten- oder Keilformen an.

Ebenfalls beherrschen sie die Anfertigung von Urmodellen sowie das Vergrößern und Verkleinern von Artikeln. Nach diesen Modellen werden die sogenannten Mutterformen hergestellt, die beliebig oft zu Arbeitsformen vervielfältigt werden können. Kerammodelleinrichter/innen prüfen die fertigen Modelle und Formen auf Risse und bessern gegebenenfalls Fehler aus. Werkzeuge für Putz-, Schneide- und Garniereinrichtungen stellen sie selbst her. Das Pflegen und Warten von Werkzeugen und Geräten ist für sie selbstverständlich.

Sie richten Arbeitsmodelle (Einrichtungen) zur Probe und Überwachung der Genauigkeit ein. Das bedeutet, sie fertigen Arbeitsmodelle bzw. Formen an durch das Abgießen der Mutterformen mit Gips oder Kunststoff. Sie bereiten Arbeitsformen für die Serienproduktion vor, und zwar durch Retuschieren und Glätten mit Sandpapier, durch scharfes Nachziehen der Nähte und Bestreichen der Modelloberflächen mit Firnis zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit. Arbeitsformen können beliebig oft hergestellt werden. Kerammodelleinrichter/innen führen ihre Arbeiten überwiegend in Werkstätten aus.

Bei der Herstellung von Gießformen als Mutter- und Arbeitsform bereiten sie die Arbeitsmasse aus Ton, Modellierton, Plastilin, Gips und Kunstharzen selbst auf. Hierfür mischen sie zum Beispiel Gips mit Wasser und Bindemittel zur Herstellung einer Arbeitsmasse. Aus vorhandenen Arbeitsmodellen gießen sie Dreh-, Guss-, Press- oder Druckgussformen mit Hilfe von Schmierseifen- bzw. Schellacklösung und Modellschmiere. Zur Fertigung von Drehformen bedienen sie die elektrisch betriebene Drehscheibe sowie das entsprechende Zubehör wie Modelliereisen, Modellierhölzer, Abdreheisen, Kratzeisen, Schablonen und Ähnliches. Zum Säubern, Glätten und Festigen der Formen verwenden sie zum Beispiel Messer, Klinge, Stahlbleche, Firnis und Sandpapier. 

Der Modelleinrichter arbeitet unter schwersten körperlichen Bedingungen: Wechselnde Temperaturen und wechselnde Luftfeuchtigkeit durch Trockner,  Einwirkung von mineralischen Stäuben, chemischen Gasen und Dämpfen, Nassarbeiten, direkter Kontakt mit Ölen, Fetten, Schmier- und Kunststoffen mit der Gefahr der Allergisierung, Geruchsbelastung und dauerhaftes Stehen bei der Arbeit.

Gute, fähige Modelleinrichter sind weltweit handverlesen und werden überall gesucht!

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