Systemporzellan

Systemporzellan von Holst Porzellan


 

Vor allem die Großverpflegung erwartet von ihrem Porzellan ein hohes Maß an Haltbarkeit, Funktionalität und einen günstigen Preis. Aufgrund der knallharten täglichen Beanspruchung unterliegt GV-Porzellan ganz extremen Bedingungen und muss allen thermischen, chemischen und mechanischen Belastungen in einem Großbetrieb standhalten. Grundvoraussetzungen sind Stapelfähigkeit, Wärmespeicherung, eine gesicherte Nachversorgung und vor allem eine totale Konformität zu allen Verordnungen, Gesetzen und Bestimmungen.

Der Vielzahl dieser Eignungskriterien sind dabei im Hinblick auf eine „stylische Aufmachung“ klare Grenzen gesetzt. Die Gestaltungsmöglichkeiten bei der Formgebung mit „Stapelrand“ und „Stoßkante“ sind eben weitaus geringer als in unserer Gastronomiekollektion, in der wir mit ausgefallenen Formen und Designs regelrecht spielen können. GV-Porzellan ist zwar schlicht, aber dennoch in der Herstellung weitaus anspruchsvoller als Gastrogeschirr.

Der Unternehmenschronik der Porzellanfabrik Bauscher Weiden ist zu entnehmen, dass sie sich als Erfinderin des Hotelporzellans und des Systemgeschirrs bezeichnet. Unbestritten hat der bekannte deutsche Industriedesigner Heinz H. Engler 1959 für die heutige Tochter der bhs-Tabletop AG das Funktionsgeschirr B 1100 entworfen und sich so einen festen Platz in der Geschichte des Porzellans geschaffen. Nach unserer Auffassung trägt Bauscher den Namen "Weltmarke des Hotelporzellans" völlig zu Recht! Die Hyatts, Hiltons und Sheratons dieser Welt brauchen eine solche Premiummarke, um das eigene Corporate Design als international agierenden Kette durch Marke abzurunden; Marke braucht Marke und Markenpflege kostet Geld!

Dem größten Teil der europäischen Porzellanmarken ist es aber nicht gelungen, über den Mehrpreis für eine Markenwertschöpfung Kostendeckung zu erzielen. Fast alle großen Marken wie Hutschenreuther, Rosenthal, Ricardo Ginori oder Wedgewood u. v. a. mussten letztlich ihre Marke im Konkurs versenken.

So prägte sich im Hause Holst schon in den 80er Jahren eine Ausrichtung auf das kostenbewusste Einkaufsverhalten der gewerblichen Großverbraucher ein. Mit der Marke „Winterling Hotelporzellan“ waren wir von 1968 bis 1989 sehr erfolgreich. Seinerzeit zählten wir renommierte Großverbraucher wie Karstadt, Reiss, Käfer und Stockheim zu unseren Kunden. Aber leider fiel Anfang der Neunziger Jahre auch der Winterling-Konzern dem deutschen Porzellansterben zum Opfer. 

 

 


Die erste Stufe der Gesundheitsreform 1992 war wohl die Geburtsstunde unserer GV-Kollektion. Viele Betriebe konnten sich teure Markenware nicht mehr leisten und die Hersteller waren zu günstigeren Alternativen aufgefordert. Doch man rührte sich nicht und es schien, als wolle man diesen Wertewandel in Oberfranken einfach aussitzen. Deshalb begannen wir 1996 wir mit der Entwicklung unseres eigenen Systemgeschirrs im thüringischen Stadtlengsfeld und begannen mit dem Formenbau für Teller und Schalen passend zum Kompaktsystem Caldotray von Berndorf (heutige Blanco Berndorf). Renommierte Namen wie die RWTH (Rheinisch-Westfälisch-Technische Hochschule in Aachen) konnten als Kunden gewonnen werden. Ein bis dahin unangetastetes Monopol wurde gebrochen und zum ersten Mal in der Geschichte der Porzellanfabrik Bauscher wurde ihre Marktmacht auf dem Sektor „gelehrte Ware“ durch eine kleine Porzellanfabrik aus der Ilmenau besiegt.

Unter dem Gegendruck aus Oberfranken und schwer beladen mit den Altlasten der DDR musste die Fabrik Ende 1998 leider aufgeben und die Produktion einstellen. So machten wir uns mit unseren Formen und unserem Knowhow 1999 erneut auf die Suche nach einer Produktionsallianz und sahen uns vor einem völlig abgeriegelten deutschen Herstellermonopol. Versuche in Ungarn, Rumänien und Polen, gleichwertig geeignetes Porzellan herzustellen, scheiterten. Die österreichische Lilie gab ihre Produktion gerade auf und verlagerte die gesamte Produktion in das tschechische Dvory. Die schweizer Langenthal und französische Pillehuit befanden sich kurz vor ihrem nächsten Konkurs und die niederländischen Maastrichter Porzellanfabrik war für diese Ware der Porzellanherstellung völlig ungeeignet. Eine Testfertigung im italienischen Civita Castellana brachte uns die Erkenntnis der „Deformatione professionale“, die spanische Rocca brachte es gerade mal auf eine Seifenschale.

Durch die IHK in Bielefeld und des Altkanzlers Kohl liebstem Zögling Lars Windhorst begünstigt, gelang uns im Jahr 2000 die Bildung einer Allianz mit einem internationalen Industriekonsortium, und wir konnten unsere Porzellanentwicklungen 2001 in Malaysia fortsetzen. Viel Zeit, Mühen und Geld hat es gekostet, bis wir im August 2002 die ersten 20.000 Stapelobertassen als Startartikel der Holst-GV-Kollektion an den einschlägigen Fachhandel lieferten.  Damit bekräftigten wir unser Bekenntnis zur Kleinserienfertigung (bis 500.000 Stück) in der eher traditionellen, handwerklichen Fertigung und waren so in der Lage, eine Kollektion von mehr als hundert Spezialartikeln rund um Kantine, Catering und Krankenhaus auf die Beine zu stellen.

Knapp zehn Jahre später im Juni 2011 wurde unser Systemteller Katja nach einem mehrmonatigem Prüfungs- und Auswahlverfahren im "Cube" des Berliner Humboldtmuseum als Symbol für die Weiterentwicklung der ostasiatischen Porzellantradition der Öffentlichkeit präsentiert. So verankert sich der Name Holst unverwechselbar mit der Geschichte des Porzellans!

Einige Vertreter deutscher Markenhersteller ächten (verachten) uns als Billigware, "Kinaporzellan" und minderwertiges Geschirr. Genau betrachtet haben sie in einigen Punkten sogar Recht! Unser Porzellan ist günstiger als die vollmaschinell hergestellte, deutsche Ware und in Sachen Qualität dem Premiumgeschirr ebenso unterlegen wie ein VW-Golf dem Mercedes E oder die Swatch-Uhr einer Rolex. Wir schämen uns auch nicht, wenn wir dem Roboter eines börsendotiertem Unternehmens seinen Produktionstakt verlangsamen und damit hunderte faire Arbeitsplätze sichern.

Minderwertig drückt aber einen eingeschränkten Nutzen für den Anwender aus und das ist ebenso falsch, als wenn man China mit „K“ scheiben würde! Das GV-Porzellan von Holst Porzellan ist dem kostenbewussten Großverbraucher gewidmet, der unter eigenem Kostendruck eine stete und gute Leistung erbringen muss. Ein Kranker wird nicht gesünder, weil er sein Essen auf einer Abteilplatte von Bauscher bekommt und ein Schüler schreibt keine besseren Noten, wenn ihm der Eintopf in einer "Donna" von Schönwald serviert wird. Unser GV- & Systemporzellan ist günstig, aber nicht billig, es ist gut und sicher nicht perfekt.

Es ist eben einfach… Schlicht & Stark!

 

 

Im Jahr 2012 hat die Europäische Kommission eine Untersuchung durchgeführt und kam zu dem Ergebnis, dass Geschirr von Holst Porzellan gleichwertig mit deutschem Markenporzellan ist und sich als generisches Produkt im Wesentlichen nur im Preis von denen der bekannten Marken unterscheidet. Dies verdeutlicht, wie unterschiedlich der Anspruch von Wertigkeit, Qualität und Preis wahrgenommen wird.

Heute zählen wir zu den führenden Anbietern von Krankenhausporzellan und Systemgeschirr für die konventionelle Speisenverteilung. In dieser Warengattung haben wir mit unserem "generischem Porzellan" unseren festen Platz eingenommen. Das haben wir unseren Kunden und Wiederverkäufern zu verdanken, die uns in unserem Bestreben nach "bezahlbarem" Systemgeschirr vorangetrieben haben - dafür allen Beteiligten einen herzlichen Dank.

 

Ihr

Knud Holst 

 

 

 

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