Reaktive Glasuren

Reaktive Glasur - Fachliche Definition

Mittels eines PVD-Verfahrens (Physical Vapor Desposition) oder CVD-Verfahrens (Chemical Vapor Desposition) werden über eine Glasphasenabscheidung der keramischen Glasur weitere Schichten aufgetragen. Durch die thermische Belastung findet eine Ionenplatierung (rakatives Verdampfen) und eine Kathodenzerstäubung (Sputtern) statt, die dann durch ein Bogenentladungszerstäuben zu einer Abscheidung als Glimmentladung führen. Die amorphe Struktur von Hydrothermalpulver begünstigt dabei die Reaktionen im Sinterungsprozess. Es können auch unagglomerierte keramische Pulver aus mulitkomponentigen Oxiden ohne die Zwischenaufspaltung (Calcinieren) verwendet werden.


 

Reaktive Glasur - Verständliche Definition

Die reaktive Glasur zählt zu den sogenannten Effektglasuren. Solche Glasuren werden aus unterschiedlichen Rohstoffen zusammengesetzt, teils metallischen, organischen oder mineralischen Ursprungs. Nach der Formgebung - bzw. nach dem Biskuitbrand - wird die Glasur direkt auf den Scherben aufgetragen und dem Glattbrand zugeführt. Genau hier beginnt das Problem! Dazu später mehr.

Mit dem zunehmenden Stand der Technik sind Spezialanbieter wie Ferro, Degussa, Heraeus u.a. in der Lage, die ursprünglich rein metallischen Grundstoffe (Metalloxide) durch organische und/oder mineralische Komponenten zu ersetzen. Solche Glasuren gibt es im einschlägigen Handel "von der Stange". Das erklärt, warum sich reaktives Geschirr von so vielen Anbietern so ähnlich sieht. Abgesehen davon ist kaum ein Porzellanhersteller in der Lage, die Glasuren selbst zu mischen. Die Kompositionen der reaktiven Glasuren sind  vielseitig und kompliziert, und das Risiko einer andersfarbigen Charge oder Reaktion ist einfach zu hoch.

Das Resultat einer Effektglasur erkennt man leider erst nach dem Brand - also wenn es zu spät ist. Das erklärt, warum etwa 90% aller auf dem Markt befindlichen reaktiven Glasuren von den Fabriken als "ready-mix" zugekauft werden. Hier ein Beispiel für einen Anbieter von reaktiven Glasuren.

 

(Quelle: Hans Wolbring GmbH, www.keramikbedarf.de)


 

Das Problem der reaktiven Glasuren

Man beachte, dass echtes Hartporzellan erst durch die Bildung von Mullit bei Brenntemperaturen ab  1.320 °C  entsteht. Durch den Austausch von hochtemperaturbeständigen Metalloxiden durch andere Zusatzstoffe büßen mehrheitlich alle "modernen" Effektglasuren an Brenntemperaturbeständigkeit ein. Vor allem organische Additive "verbrennen" regelrecht bei den hohen Hartbrandtemperaturen. Die meisten der uns bekannten reaktiven Effektglasuren können maximal bis 1.140 °C gebrannt werden. Dabei gilt die Faustformel: Je schöner (prägnanter) die reaktive Wirkung einer Glasur ausfällt, desto niedriger liegt die Brenntemperatur, die nicht überschritten werden darf. Es gibt fantastische Effektglasuren, die allesamt bei 900 °C bis 1.000 °C am Ende sind.

Mit dieser Feststellung wird klar, warum reaktive Glasuren mehrheitlich auf KeramikVitreous China oder anderen Porzellanimitaten hergestellt werden. Jedoch sind reaktive Glasuren auf Keramikgeschirren für die gewerbliche Anwendung vollkommen ungeeignet. Der Scherben erfüllt weder die Anforderungen einer Kantenschlagresistenz noch die thermische Stabilität für eine Spülmaschinenbeständigkeit. Es fehlt ihm an Dichte und vor allem an Schnittfestigkeit.

 

Das Ergebnis ist schon nach kurzer Zeit deutlich sichtbar. Die Glasuren sind auf der Oberseite vollkommen zerkratzt. Nach und nach bilden sich Craquelerisse und abgeschlagene Kanten. Damit wäre übrigens wieder unsere Feststellung betätigt, dass alles, was unterhalb von 1.320 °C gebrannt wird, nicht den Eigenschaften von echtem Hartporzellan entspricht.

Das erklärt, warum die Entwicklung der Serie "Reactive Trend" von Holst Porzellan - DIE Neuheit 2020 - mehr als drei Jahre in Anspruch genommen hat. Nur mit der Unterstützung versierter Partner ist es uns gelungen, eine Komposition von Additiven zu entwickeln, die den Hartbrand auch oberhalb von 1.320 °C übersteht. Damit ist unser reaktives Geschirr von hoher Seltenheit, Gebrauchsfähigkeit und Langlebigkeit für unsere Kunden.


Bitte erlauben Sie uns den Hinweis, dass es weltweit nur wenige Porzellanhersteller gibt, die reaktive Glasuren auf hochgebranntem Hartporzellan oberhalb von 1.320 °C herstellen können, so wie unsere Artikel der "Reactive-Trend-Serien". Mehr als 90% des am Markt angebotenen Geschirrs dieser Art werden auf Steinzeug, Steingut oder ähnlichen keramischen Geschirrarten hergestellt. Lesen Sie bitte dazu die Einschätzungen und Ergebnisse des Bundesinstitut für Risikobewertung aus 09/2020:

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