Stapelbruch

Es gibt eine Reihe von Porzellanartikel, die aufgrund ihrer Größe, ihrer Bauart oder ihres Gewichtes anfällig für einen sogenannten Stapelbruch sind. Auf dieser Seite unserer Anwendungstipps zum Kauf und Gebrauch erklären wir die Ursache, das Symptom und Möglichkeiten zur Vermeidung von Stapelbruch. Eine genaue Definition, ob Stapelbruch auf einen Herstellungsfehler oder eine mangelhafte Ausführung des Porzellans zurückzuführen ist, finden Sie in unserer Rubrik "Fehler und Merkmale" oder mit diesem Link: Mehr. 


Was ist ein Stapelbruch von keramischen Artikeln?

 
 

 

Stapelbruch von Porzellan liegt dann vor, wenn Kanten, Borden, Spiegel oder Flächen eines Artikels brechen, ausbrechen, abplatzen oder springen und die Ursache dafür in einer nicht bestimmungsmäßigen physischen Belastung des jeweiligen Geschirrteils zu suchen ist. Der Bruch des Artikels erfolgt bei, in, während oder nach dem Vorgang des Aufeinanderstapelns. Grundsätzlich zählt Stapelbruch nicht zu der Gruppe der Herstellungsfehler sondern ist das Resultat einer falschen oder zu hohen Gewichtsbelastung. Der Grad der Beschädigung, Zeitpunkt und Wirkung eines Stapelbruches kann sich durch verschiedene Faktoren vermindern oder verstärken.



Stapelbruch - ein Beispiel aus unserer Kollektion

Porzellanplatten mit hohem Rand, z.B. die der Baureihe RT (Reactive Trend) von Holst Porzellan/Germany sind formgegeben nicht stapelbar. Nun könnte man diese fehlende Gebrauchseigenschaft als professioneller Anwender monieren, aber solche modischen Speisenplatten lassen sich nun einmal nicht in einer stapelbaren Version - oder nur sehr kostenintensiv - herstellen. Bei derart modischen Trendartikeln stehen Design, Geschmack und Trend im Vordergrund und sind für die jeweilige Käufergruppe kaufentscheidend. Eine solch urbane Formensprache mit handwerklichem Charakter ist oft leider auch einer verringerten Stapelfähigkeit geschuldet.

Solche Artikel wie die Platten mit hohem Rand der Serien Reaktive Trend sind sogar teurer und aufwendiger in der Herstellung und damit auch im Verkaufspreis als herkömmliche Teller, seien sie als stapelfähige oder nicht stapelbare Fachteile ausgewiesen. Wir führen solche Teller und Platten in unserer Kollektion gegen unseren fachlichen Anspruch einer notwendigen Stapelfähigkeit und nur auf Druck des Marktes, weil uns Händler und Verbraucher zu der Herstellung solcher Trendformen quasi gedrängt haben. Dem modischen Aspekt durfte eine eingeschränkte Gebrauchsfähigkeit einher gehen. Ein trendiger Sneaker eignet sich eben auch nicht für ein Marathonlauf.  

Das Aufeinanderstapeln solcher Porzellanplatten liegt im freien Ermessen des Anwenders und sollte an die Artikel selbst, sowie die örtlichen Gegebenheiten angepasst sein. Die Platten 20 cm der Baureihe Coral und Granito haben im Schnitt ein Eigengewicht von 550 Gramm, die Größe 25 cm sogar knapp 900 Gramm. Die 24 cm großen Platten der Linien Carbon, Tierra, Musgo und Arena bringen sogar ein Eigengewicht von knapp einem Kilo auf die Waage. Dieses Eigengewicht schränkt die Menge direkt aufeinander stapelbarer Porzellanplatten erheblich ein. Während sich gewöhnliche Porzellanteller bedenkenlos 6-, 12-, 20-fach und höher aufstapeln - nicht ziehen (!) - lassen, verhält sich die Druckgewichtsverteilung bei Porzellanplatten mit hohem Rand ganz anders. 

Der Spiegel eines Porzellantellers stellt i.d.R. eine flache und plane Fläche dar. Auf der Unterseite eines solchen Coup- oder Fahnentellers befindet sich i.d.R. ein Bodenring, der dem Teller eine ausgewogene Standfestigkeit gewährleistet. Aufgrund der Materialdichte und Festigkeit des Hartporzellan lässt sich bei gleichmäßiger Druckverteilung das Druckbelastungsgewicht von Porzellantellern ohne Bruch und Schaden mindestens verzehnfachen. Porzellanteller aus Hartporzellan (Hotelporzellan) der Herstellungsart „halbstarker Scherben“ sollte eine mindestens dreißigfache Druckbelastung schadensfreih übersehen. Professionelle Tellerstapler in der Gastronomie und Gemeinschaftsverpflegung (WMF, Blanco, Rieber u.a.) oder fahrbaren Tellerwagen (Hupfer, Köhler, Chromonorm u.a.) die durch seitliche Führungsschienen ein gerade Aufeinanderstapeln sicherstellen - und damit eine gleichmäßige Druckpunktverteilung - erlauben sogar das Einstapeln bzw. aufstapeln von 60 Tellern und mehr.

Die Platten mit hohem Rand der Baureihen Granito, Coral, Musgo, Tierra, Carbon und Arena haben einen um nahezu 90° aufsteigenden, modischen Tellerrand. Diese Formgebung verhindert eine homogene Stapelfähigkeit der Porzellanplatten. Der Druckpunkt kann nicht gleichmäßig auf die darunter liegenden Platten verteilt werden und die Gefahr einer Beschädigung des Porzellan steigt. Stapelt man nun solche Porzellanplatten mit hohem Rand trotzdem - auf eigene Gefahr und Risiko - aufeinander, verlagert sich ein erheblicher Teil der Drucklast des gesamten Porzellanstapels auf die seitlichen Kanten.

Dabei gilt die Regel je höher das Eigengewicht und die Menge aufeinander gestapelter Platten, desto größer das Druckpunktgewicht. 12 aufeinander gestapelte Porzellanplatten Coral (siehe Bild unten) mit einem Eigengewicht von etwa 900 g ergeben so eine ungleiche Druckpunktverteilung von 10 Kilogramm! Werden nun die Platten nicht einzeln aufgestapelt sondern in kleinen Stapeln - wie es überwiegend in Spülküchen so gehandhabt wird - vergrößert sich die Druckpunktbelastung erheblich sogar nochmals für den Bruchteil von Sekunden. Meist sind auch die darunter liegenden Platten noch nicht fixiert und lose aufliegend und verändern ihre Position nochmals beim Auflegen eines weiteren, kleineren Stapels. So kommt es übrigens zu dem gefürchteten „Porzellanknirschen“

 
 

Das Aufeinanderstapeln solcher Porzellanplatten mit hohem Rand bezeichnet man branchenüblich als „nicht bestimmungsmäßiger Gebrauch“ nach der Regel, je mehr Platten gestapelt werden, desto eher führt dies zu Bruch und Schaden. 

Der Grad der Belastung und damit die Gefahr des Porzellanbruchs wird übrigens in der Spülküche, am Mis en Place oder in selbstwärmenden Staplern noch exponentiell erhöht. Stapelt man solche Porzellanplatten mit hohem Rand direkt nach dem Trocknungsvorgang der Spülmaschine aufeinander, potenziert sich die physische Belastung (Gewicht) mit der thermischen Belastung (Spannungsabkühlung) des Porzellan. Zwischen Trocknung- bzw. Entnahmetemperatur der Spülmaschine (max. circa 85 °C) und Lagertemperatur bzw. Raumtemperatur (circa 20-24 °C) liegt eine thermische Abkühlung von etwa 60 °C vor.

Diese Kombination von erheblichem Druck und thermischer Last verkraftet ein jedes Hotelporzellan nur sehr schwer. Das erklärt, warum so manche Porzellanplatte in solchen unsachgemäßen Stapeln nicht sofort bei Aufstapeln, sondern erst nach Stunden oder sogar Tagen springt bzw. bricht.  Es handelt sich bei einem so gebrochenen Porzellan keinesfalls um einen Herstellungsfehler oder eine mangelhafte Ware, sondern ausschließlich um die Folge eines nicht bestimmungsmäßigem Gebrauch.


  

Empfehlungen für nicht stapelbares Porzellan

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, solche modischen - zugegeben etwas unpraktischen Porzellanartikel - trotzdem im Stoß- und Gastronomiegeschäft problemlos einzusetzen. Dazu hier einige Empfehlungen.
 

1. Die beste Lösung: Kleine Stapel

Verkleinern Sie die lichte Höhe von Regalen und Aufbewahrungsschränken und ermöglichen Sie so kleinere Stapel. 4 Stück unregelmäßig aufgestapelte Speisenplatten sollte wohl jedes Hartporzellan problemlos überstehen. 

2. Die effektivste Lösung: Vertikales Aufbewahren

Ob in Möbelschränken aus Holz, Kunststoff oder MDF oder auch in Edelstahlschränken der Gewerbeküche lassen sich mit wenigen Handgriffen Fächer für ein Hochkantstapeln (vertikales Einstellen der Porzellanplatte) herrichten. Befestigen Sie frontseitig zur Länge des Schranks eine kleine Schiene auf, die ein Herausrollen der Platten zur Öffnungsseite verhindern. Je nach Plattentyp und Größe sollten Schienenhöhen zwischen 1 bis 4 cm vollkommen ausreichen. Befestigen Sie in der Tiefe des Aufbewahrungsschrankes Abteilbreiten, die bei Entnahme einzelner Platten ein seitliches Verrutschen des gesamten Plattenvorrat verhindern. Sinnvoll sind solche Abteile z.B. alle 3 bis 4 Platten. Das Material und die Art der Befestigungsschiene sollte der Bauart der örtlichen Aufbewahrung angepasst sein. Sollten Sie diese Empfehlung als welt-oder branchenfremd erachten, schauen Sie bitte einmal in Ihre Besteckaufbewahung. 

3. Für kleine Mengen: Der Technik-Trick

Stapeln Sie die Platten nicht wie gewöhnlich, sondern umgekehrt auf dem Kopf liegend. Dieser Trick vergrößert wenigstens die Drucklastkompensation vom relativ kleinen Stellring auf den wesentlich größeren, äußeren Rand. Aber auch so sollte man nicht mehr als 4 bis 8 Platten - je nach Gewicht und Größe - aufeinanderstapeln.

4. Die Zwischenlösung: Stapelhilfen

Schaffen Sie im Porzellanstapel druckausgleichende Zwischenlagen, die eine deutliche Druckpunktentlastung erwirken. Alle 3 Platten als Zwischenlage ein doppelt gefaltetes Tourchon oder dickes Spültuch als Puffer eingelegt, verringert auch bei höherem Aufstapeln die Gefahr des Stapelbruchs. Aber auch auf diese Weise sollte man selbst die Anzahl der Platten nach Gegebenheit und Gewicht der Porzellanplatte selbst kritisch beurteilen.
 
 

Wir hoffen, dass wir mit diesen Ausführungen Ihrer Freude an modischem Porzellan hilfreiche Aufschlüsse und Anregungen für einen langfristigen Gebrauch geben konnten.

 
 
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