Korrosion

 

Korrosion von Glasuren und Oberflächen 

Allgemeine Definition von Korrosion

Korrosion (lat. corrodere ‚zersetzen‘, ‚zerfressen‘, ‚zernagen‘) ist aus technischer Sicht die Reaktion eines Werkstoffs mit seiner Umgebung, die eine messbare Veränderung des Werkstoffs bewirkt und bis zu einer Beeinträchtigung der Funktion eines Bauteils oder Systems führen kann. In der Geologie versteht man unter Korrosion die Zersetzung von Gesteinen durch Einwirkung von Wasser. Solche Verwitterungsprozesse spielen auch bei Gebäuden eine Rolle. In der Medizin bezeichnet die Korrosion die Zersetzung von Geweben. Bei Metallen ist vor allem die chemische Korrosion von Bedeutung. Die wohl bekannteste Art ist das Rosten. 

Auf chemischer Ebene handelt es sich um das Herauslösen von Ionen diverser Elemente wie Natrium oder Kalium. An den betroffenen Stellen verändern sich damit physikalisch die optischen Eigenschaften des Materials (Brechzahl), wodurch die Trübung auftritt. Beeinflusst wird die Anfälligkeit für Glaskorrosion unter anderem durch das Material selbst (so ist beispielsweise Bleikristallglas weniger anfällig), durch Kalkgehalt und Temperatur des Spülwassers sowie durch den während des Trocknens einwirkenden Wasserdampf. Diese chemische Reaktion ist ein Prozess, bei dem ein Atom, Ion oder Molekül Elektronen abgibt. Aus der Physik wissen wir, dass Wasser in Verbindung mit Druck ein leistungsfähiger Träger von Elektronen ist und somit dieser Faktor aus jeder handelsüblichen Spülmaschine quasi eine Elektronenschleuder macht. Jede Spülmaschine erhöht definitiv die Oxidationszahl und verteilt die Elektronen über die dort eingebrachten Körper und Stoffe. Profiköche wissen, dass ein einziges Küchenmesser mit einer Stahlklinge, oder ein Sparschäler aus Metall die Flugrostbildung auf hochwertigem Edelstahlbesteck begünstigt. Auch Porzellan mit weniger harten Oberflächen ist gegenüber solchen Korrosionsprozessen anfällig. 


Korrosion von keramischen Oberflächen (Glasuren)

Auch die Oberflächen von Glas und keramischen Stoffen können korrodieren, also einem Oxidationsprozess unterliegen. 

Vor allem Scherben mit einer ausgelobten physischen Belastungsfähigkeit, also Bruchfestigkeit, können aufgrund der Beigabe von verstärkenden Additiven nicht bei 1.350 °C gebrannt werden. Eine Reihe vornehmlich englischer Hersteller gebrauchen die Bezeichnung "Durable" oder "Resistant". Fragen Sie in solchen Fällen unbedingt nach der Brenntemperatur, ansonsten geht es Ihnen wie diesem Marriott Hotel (Bild oben). 

Glasuren mit einer Mohs'schen Härte von 6 und höher sind kaum von einer Korrosion betroffen. Sie enthalten einen höheren Quarzanteil und/oder die Beigabe von Aluminiumoxid. Diese Additive in einer Glasur erfordern durch den höheren Schmelzpunkt eine höhere Brenntemperatur und sind bei Arten der Keramik wie Stoneware, Durable u.v.a. nicht möglich. Diese haben meist die Härte 5 und sind für eine Glasurkorrosion leichter angreifbar.


Anfällige keramische Arten für Glasurkorrosionen

In unserer Warenkunde auf der Seite "Brand & Ofen" haben wir die Abhängigkeit der Härte einer keramischen Scherbe zu der Brenntemperatur ihres Hartbrandes dargestellt. Damit unterstreichen wir das Fazit, dass alle keramischen Qualitäten, die unterhalb von 1.300 °C gebrannt wurden, nach unserem Verständnis und Auffassung definitiv kein Porzellan sind und diese Qualitätsbezeichnung auch nicht verdient haben! Eine Härte von 8 Mohs und mehr ist unterhalb eines Glattbrandes von 1.300 °C derzeit (Stand 07/2019) nicht möglich! Diese Feststellung trifft vor allem für folgende Arten keramischer Erzeugnisse zu:

  • Durable China (vornehmlich China)
  • Diamant China
  • Dynamite China
  • Elegant China (vornehmlich Indonesien)
  • Magnesium Porzellan
  • Bone China
  • New Bone China
  • Fine China (vornehmlich Indonesien)
  • High Fine Bone
  • Ivory China 
  • Dura Cream
  • Luxor Cream
  • Stoneware
  • Earthenware
  • Feine Erden
  • Fayance
  • Alumina Porzellan (unterhalb 1.320 °C Brenntemperatur)
  • u.a.

Warum derzeit mit so vielen Phantasienamen "gemogelt" wird, erklären wir ebenfalls auf unserer Seite "Brand & Ofen". Dieser Umstand bringt ein relativ neues bzw. modernes Phänomen mit sich, nämlich den Verschleiß von Glasuren durch Abrieb und Korrosion. Wir berichten hier die drei Hauptsymptome mangelhafter Härte der Glasur.


Glasurkorrosion durch Chemie und Spülmittel

Auch die chemische Zusammensetzung des verwendeten Spülmittels hat einen wesentlichen Einfluss auf die Glasurkorrosion. Im gewerblichen Einsatz, vor allem bei großen Spülanlagen (z.B. in Krankenhäusern) wird gerne die thermische Reinigung aus Kostengründen durch die chemische Reinigung ersetzt. Dieser Einsatz von "hart" wirkenden, chemischen Spülmitteln lässt schnell jegliches Glas und Porzellan "erblinden" und die Oberflächen "verstumpfen". Ohne die Belastung von Chemikalien und Quarzkristallen behält Porzellan eine "ewige" Lebensdauer, d.h. es altert nicht und verändert auch nach vielen Jahren und Jahrzehnten weder seine Konsistenz, noch seinen Schein und Brillanz.


Beispiel - Glasurkorrosion

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Was ist passiert? Aggressives Spülmittel, welches vor allem zur hygienischen Reinigung im Nachtrocknungsvorgang verwendet wird, greift die Glasur chemisch an und verursacht eine Oberflächenkorrosion, die letztlich bis zum vollständigen Verschleiß führt. Der Hersteller dieser Ware bezeichnet seine Ware als "Bone China" und garantiert ihr eine größere Härte als normales Porzellan. Wir sagen: Das ist Unsinn und belegen dies mit dem Beispiel-Foto oben! 

Abgesehen davon, dass eine Glasurkorrosion eine optische Katastrophe darstellt und vom Gast als "schmutzig & schmuddelig" wahrgenommen wird, kann das Porzellan bzw. die Keramik seine Eignung, als Lebensmittelbedarfsgegenstand zu dienen, schnell verlieren.  

Deshalb der dringende Hinweis: Korrodiertes Geschirr ist sofort auszutauschen!


 

Glasurkorrosion - Mangel oder Eigenschaft? 

Ob aber diese Art der Korrosion ein Mangel des Porzellans darstellt, bleibt zu beweifeln. Zum einen gibt es gleich eine ganze Reihe von Herstellern, die eine solche Ware - teilweise mit großem Erfolg - in den Märkten absetzt, zum anderen können Hersteller durch den Einsatz großer Dekorflächen und durch farbiges Porzellan die optischen Korrosionserscheinungen gut kaschieren und den Zersetzungsprozess damit visuell verlängern. Vielleicht erklärt sich so, warum - gerade unter den Markennamen - die Dekorreichhaltigkeit so vielfältig und Weißporzellan so selten ist. Letztlich ist nur der weiße Teller - wie das weiße Handtuch im Bad - für den Gast ein gut sichtbarer Garant für hygienische Reinheit.   

Vor allem aber wird die Porzellankorrosion durch den Einsatz sehr starker chemischer Spülmittel begünstigt, was letztlich einer Verfehlung des bestimmungsgemäßen Gebrauchs entspricht.

Im Zweifel verlangen Sie bitte ausdrücklich Hartporzellan, um das Risiko einer Porzellankorrosion vollständig auszuschließen. 

 

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