Systemporzellan für Berndorf Caldomet Systeme

Die Gesundheitsreform 1992 zeigte ihre volle Wirkung. Viele Betriebe konnten sich teures Markenporzellan nicht mehr leisten. In einem "Round-Table-Gespräch" Ende 1996 in Bielefeld hat Knud Holst (III) den verantwortlichen Führungskräften des damaligen Hutschenreuther-Konzerns, Manfred Praller (Bauscher Weiden), Wolfgang Lippert (Hutschenreuther Porzellan), Rudolf Wanderer (Schönwald Porzellan) und dem noch amtierenden Generalbevollmächtigten des Gesamtkonzerns (Peter Maier) sein Konzept und die Marktfähigkeit einer Produktlinie für generisches Krankenhausporzellan vorgetragen. Angesichts des bis dahin nahezu bestehenden Monopols für gelehrtes Krankenhausporzellan war der Konzern mit allen drei Marken nicht bereit, diesen Weg mit Holst zu beschreiten.  

Der Schweizer Investor Käppeli, seinerzeit Inhaber der Porzellanfabrik Lengsfeld Rhön, war dem Konzept jedoch aufgeschlossen und schloss mit Knud Holst einen Exklusivvertrag, der die Entwicklung entsprechender Porzellanartikel, sowie deren Markteinführung vorsah. Lengsfeld Rhön Porzellan war ein ehemaliges Mitglied des Thüringischen Porzellankombinates und wurde leider nicht, wie die Schwesterfabrik Kahla Porzellan, durch Subventionen wieder aufgepäppelt. Der Maschinenpark und die Produktionsanlagen waren völlig überaltert.

So sammelte Knud Holst erstmals Erfahrungen in der Herstellung von gelehrtem Porzellan, welches mit "sehr traditionellen Herstellungsmethoden" produziert werden musste, denn in Lengsfeld schien die technische Entwicklung der Porzellanindustrie seit den 1950er Jahren vollkommen vorbeigegangen. Dieser Erfahrungsschatz, der auf der Ostdeutschen Kreativität und dem Können beruhte, mit einem "Drahtbügel einen Trabbi reparieren zu können", legte einen weiteren Grundstein für das Krankenhausgeschirr von Holst Porzellan.

1997 lieferten wir Systemporzellan für das Berndorf Speisenverteilsystem an Europas größtes Klinikum, dem RWTH (Rheinisch-Westfälisch-Technische Hochschule) in Aachen - "Made in Thüringen". Das Hutschenreuther Monopol war gebrochen und Bauscher Weiden verlor seinen größten Einzelabnehmer. Gleichzeitig formulierte der Gesamtkonzern Holst & Lengsfeld als Erzfeind und Peter Maier formulierte freundlich eine Kriegserklärung. 

Unter dem masiven Gegendruck aus Oberfranken und schwer beladen mit den Altlasten der DDR musste die Fabrik Lengsfeld Rhön Porzellan im Oktober 1998 aufgeben und die Produktion einstellen. Während Kahla Porzellan mit mehr als 160 Millionen Euro gefördert wurde, flossen nach Coldiz und Lengsfeld kein einziger Groschen. 

Seinerzeit mussten wir den schwersten finanziellen Schlag in der Firmengeschichte ertragen, denn die Investitionen in den Formenbau stammten überwiegend aus unserer Kasse. Das Einzige was uns blieb, waren die technischen Zeichnungen und einige Formen, die wir noch retten konnten. Wie sich später herausstellen wird, war das Gold wert.

 

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